Archive for the ‘Stimmung’ Tag

Wiege

Warum mögen wir Wiegenlieder auch als Erwachsene noch so gerne? Weil das tiefe Timbre und der stille Rhythmus uns immer noch Ruhe schenken. Weil sie an Zeiten erinnern, in der wir die Verantwortung für unser Leben in die Hände unserer Eltern legen durften. Weil sie als musikalische Form das unaufhaltsame Fortschreiten der Zeit verkörpern. Und weil wir Musik nie vergessen, genauso wenig wie die Liebe derer, die sie uns überbringen.  Hier im Original die erste Strophe eines der zärtlichsten Wiegenlieder der Welt.

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Es kling(el)t

Ein Hallo von weit weg, wie gut es tut. Unerwartet mitten ins Alltagsbrummen, unergründlich aus einer anderen Gedankenwelt, unfassbar fern und doch unbeschreiblich  nah. Vor der Stimme ein Klingeln, mit der Stimme ein Klang, nach der Stimme ein Nachhall. Der Tag hat seine Noten wiedergefunden.

Ersehnt

Sehnsucht. Ein brutales Wort für einen seltsam wunderbaren und zugleich schmerzlichen Zustand. Ob Sehnen  wirklich süchtig macht? Dieses Gefühl, etwas oder jemanden herbeizuwünschen und doch zu wissen, dass der Wunsch unerfüllt bleibt, dieses grosse Stück Hoffnung auf ein kleines Stück Glück, diese inneren Wachsamkeit, die mit aller Kraft jede Körperfaser für ein einziges Lächeln in Höchstspannung hält, dieses unbewusste Scharfstellen auf Sinne und Besinnung, diese Energie, die sich jedem Berg gewachsen sieht und doch den nahen Abhang fürchtet, dieses unermüdliche Forschen nach dem Warum im Wissen um das Fehlen des Weils –  ja, vielleicht ist dieses Gefühl der Sucht gar nicht so fremd.

Nachgesummt

Gestern war Summtag. Nein, kein Brummen oder Dröhnen wegen zu viel, zu lange oder zu schwer. Sondern ein Tag, der die Ruhe summen liess. Kaum hör-, aber jederzeit wahrnehmbar, als könnte er sich nicht entschlaufen. Ein luftiges Perpetuum Mobile, sachte getrieben von tausend Gedanken und zeitlosen Momentaufnahmen. Ein Tag, der das Blätterrauschen auf eigene Art nachzuahmen versuchte. Als wünschte er sich, dass der Baum auch bei Dämmerung nicht zu summen aufhörte.

Grenzland

Sprache hat Grenzen, zum Glück.

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Wanderblumen

Da ist einer, der die Facetten des Mondes, und nicht die Zahl der Sterne zählt. Einer, der den Frühling auch im Sommer erwachen lässt. Da ist einer, der die Schönheit des Augenblicks als Geschenk der Ewigkeit akzeptiert. Einer, der sich nimmt, was er braucht, um zu geben, was andere sich wünschen. Einer, der den Flügelschlag der königsblauen Schmetterlinge hört. Da ist einer, der mit Worten jongliert, als würde er die Anziehungskraft der Erde verspotten. Einer, der seinen Satz erst beginn, wenn andere ihren Punkt gesetzt haben. Einer, der mit zwei Händen die Arbeit von vieren tut. Einer, dessen Tür weit offen steht, weil er darauf vertraut, dass man anklopft. Einer, der seinen Gedanken nicht ins Gehege der Konventionen steckt. Einer, dessen Herz den Puls der Familie schlägt. Da ist einer, der mit Wärme seiner Kraft den Wind des Zerbrechlichen zusammenhält. Einer, der singen und summen, beissen und bellen, grübeln und graben, weinen und wachen kann, weil alles ganz einfach dazu gehört.

Poeten des Alltags, sie machen jede Stunde lebenswert. Dafür bin ich unendlich dankbar.

Alltäglich unalltäglich

Wer sich  für angewandte Alltagskultur und Unzulänglichkeiten menschlichen Daseins interessiert, soll ab un zu hier reinklicken. Auch Irrelevantes hat seine relevanten Seiten.

Leipzig ehrt

Wie jedes Jahr verteilt die Leipziger Buchmesse ihre begehrten Buchpreise. Denjenigen für Belletristik durfte der junge Grazer Schriftsteller Clemens J. Setz entgegennehmen. Mit seinem Erzählband Die Liebe zur Zeit des Mahlstädter Kindes zeichnet ein düsteres Bild gesellschaftlicher Endstationen. Ein gelungener Versuch, die Gründe der Einsamkeit und verlorenen Geborgenheit zu finden. Anwtorten gibt es keine. Aber Gedanken zur Tiefe der gesellschaftlichen Mülltonne schon.

Spektakel am Morgenhimmel

So sah es am Sonntag über Bilbao in Nordspanien aus: Munch oder Ufo? Die Wolke stammt von Luftturbulenzen am scheinbar so friedlichen Himmel.