Story #2: Lux

Am Anfang war das Wort. Dann kam ziemlich bald das Licht. Lux – kurz, zackig und von unendlicher Kraft. So hat Er es erschaffen.

Die Aufgaben, die Er dem Licht zugedacht hatte, waren weitreichend und so tat das Licht tat sein Bestes, gab Tag für Tag alles. Es erhellte jeden Winkel der Erde, bahnte sich seinen Weg bis in die Tiefen des Ozeans. Oft war Erfindergeist gefragt und so schuf es den Glühwürmchen und schenkte wenige Jahrtausende später dem Tiefsee-Anglerfisch eine lumineszierte Rute. Die Kollegen Elemente halfen kräftig mit: Das Wasser erodierte felsige Lichtsperren weg, der Wind schlug Schneisen in die düsteren Urwälder, die Tiere frassen Lichtungen frei. Dann schuf Er Adam und Eva und das Licht erhielt neuen Support. Endlich kam nämlich das Feuer hinzu, was seine Arbeit erleichterte. Klein Feuer übernahm, wann immer es dem Licht zu viel wurde. Es diente den Menschen als Waffe für die Jagd und gegen die Tiere. Schliesslich liess es sie sogar sesshaft werden. Leider trieb es Brüderchen Feuer gerne etwas bunt: hier ein Flächenbrand, dort eine russige Zerstörung. Gross Licht erhob den Mahnfinger: Spiel nicht mit dem Feuer, sonst schafft Er dich wieder ab. Feuerchen benahm sich, im Wissen, dass seine Zeit noch kommen würde. Und so vergingen die Jahrtausende. Edison war eine Legende, er stellte dem Licht weitere Unterstützung zur Seite. Auf Neon hätte das Licht gerne verzichtet, aber was solls. Die Lichtmesse wurde ins Leben gerufen, ein schöner heidnischer Brauch. Auch der Lichterbaum zu Weihnachten gefiel dem Licht. Mit der Lichtbrechung wollte das Licht von Anfang an nichts zu tun haben; schliesslich war es aus dem Guten entstanden. Das Lichtspiel war lustig; schade nur, dass es später in Kino umbenannt wurde. Die Berechnung der Lichtjahre konnte das Licht nie richtig verstehen. Die Lichttherapie brachte vielen Menschen lang ersehnte Heilung. Der Lichtsatz war eine interessante Erfindung, dessen Auswirkungen auf das gedruckte Wort noch lange nachhallen sollten.

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